"I like it" - Wie können Museen mit ihren Besucher_innen in einen Dialog treten? Drei Tools wie Kultureinrichtungen und Publikum gemeinsam gestalten.
Jüngst im Museum: ich war einsam und alleine. Keine Besucher, keine Kunstvermittlung, niemand zum Reden. Tolle, bunte Fotografien an den kahlen Betonwänden.
“Sex sells” heißt es in der Werbesprache. Umgelegt auf Museen könnte es heißen „big names sell“. Denn eines ist sicher: Namen wie Ai Weiwei, Stefan Sagmeister und Pieter Bruegel locken Tausende Menschen in die Ausstellungshäuser. Auch eine Recherche im Netz zeigt: Unter den Hashtags #aiweiwei findet man 328k Beiträge auf Instagram, unter #anettekelm finde ich hingegen 63 Bilder.
Die Welt wird bewertet
“I like it” - offenbar liegt es in der Natur des Menschen Alles und Jeden zu bewerten. Auch ich like ständig, ein Daumen-hoch da, fünf Sterne für den Service meines Mobilfunkanbieters dort. Auffällig ist, dass Unternehmen ganz selbstverständlich auf Feedback-Tools setzen. Sie wollen wissen wie ihre Kunden funktionieren und was ihre Nicht-Kunden wollen. Und im Museum? Dort wird mir eine Feedback-Karte ausgehändigt. Und dann: kein Kugelschreiber, kein Platz zum Schreiben. Eingeschüchtert von den vielen leeren Zeilen bleibt der Zettel leer.
Seit einigen Jahren wird intensiv über die Krise von Museen geredet und publiziert. Ein Museum als Dialograum, als Möglichkeitsraum, als Kontaktzone wird gefordert. Doch ist die Antwort darauf der Feedback-Zettel?
Es stehen uns heute viele Möglichkeiten zur Verfügung um mit Menschen in den Dialog zu kommen. Auch in Museen. Einige Beispiele, die ich besonders inspirierend finde:
ASK-App, Brooklyn Museum
Stell dir vor, du stehst vor einem Bild und hast eine Frage zur Künstlerin. Du kannst googeln, ausschau nach einem Museumsmitarbeiter halten oder direkt beim Insider nachfragen. Die ASK-App des Brooklyn Museum macht es möglich.
Innerhalb weniger Minuten, wurde meine Frage beantwortet und ich habe genau die Information bekommen, die ich haben wollte.
Community Building & User Generated Content
Community Outreach? Was in der Tate London perfektioniert wurde ist nun auch in Österreich, nämlich im Belvedere 21 angekommen. Seit 2019 initiiert die Kuratorin Christine Erharter Nachbarschaftsprojekte. Ein alle sechs Wochen stattfindendes Forum und ein Public Programm soll die Community rund um das Museum aktivieren und den “Flow zwischen Kunst und Leben” in Gang bringen, wie Belvedere-Direktorin Stella Rollig gegenüber der Tageszeitung Die Presse betont.
Das Carnegie Museum of Art in Pittsburgh hat sich bereits vor sechs Jahren für eine User Generated Content-Ausstellung entschieden und unter dem Titel “Oh Snap” zu einem digitalen Fotowettbewerb aufgerufen. Besucher_innen wurden eingeladen eigene fotografische Antworten und Eindrücke auf 13 ausgestellte Fotografien einzureichen. Die eingereichten Fotos wurden neben die Kunstwerke gehängt.
Wir sehen, es gibt diverse Lösungen um mit den Besucher_innen in Kontakt zu kommen. Dafür muss nicht immer eine teure App entwickelt werden. Gerade der digitale Raum ermöglicht es uns Wissen und Informationen auszutauschen, in das Gespräch zu kommen und an Projekten teilzunehmen. Mar Dixon, Kulturmanagerin aus Großbritannien rief zum Beispiel digitale Aktionen wie #AskaCurator und #52Museums ins Leben. Und warum?
“Sometimes we need to hear why people love museums but more importantly sometimes we just need to ask them.”
Kommunikation - also das in Kontakt kommen - war noch nie so einfach wie heute. Viele Museen nutzen dafür digitale Medien. Dabei rückt der Impact leider oftmals in den Hintergrund, weil es meistens um den konkreten Output, also Reichweite und Bekanntheit, geht. Eine Untersuchung der Schweizer Hochschule für Wirtschaft & Tourismus in Wallis zeigt, dass 90 Prozent der befragten Einrichtungen Facebook und Co als Marketinginstrument begreifen. Diese Entwicklung sehe ich kritisch. Warum? Gerade für Museen und Kultureinrichtungen ist die Konkurrenz im Netz riesig. Hat man nicht das notwendige Kleingeld wird es verdammt schwierig mit der Reichweitensteigerung. Dazu kommen noch die Algorithmen der Plattformen selbst, die nur noch bestimmte Inhalte anzeigen.
Was heißt das nun alles? Als Museums-Junkie wünsche ich mir definitiv mehr Dialog. Sicher, ich kann Kunst alleine für mich erfassen, auf meine Gefühle und Gedanken dabei achten, Infos googeln, Insta-Stories produzieren. Aber was, wenn mich das Museum einlädt am Content des Hauses mitzuwirken? Was wenn ich eingeladen werde eine Ausstellung mit zu gestalten? Wenn ich das Gefühl habe, meine Meinung wird ernst genommen? Mit welchem Gefühl würde ich dann das Museum verlassen?
Welches Museum hast du zuletzt besucht? Was waren deine Eindrücke und wie hat es dir gefallen? Wir freuen uns über den Erfahrungsaustausch!
Ressourcenliste:
“Who’s in Charge at the Brooklyn Museum? It Could Be You” - Artikel in der New York Times über die ASK-App des Museums.
Der Museumsbund widmete die Oktober-Ausgabe 2018 des Magazins “Neues Museum” dem Thema “Das benutzeroptimierte Museum”
Im März 2019 veranstaltete Kulturkonzepte einen Round Table zum Thema Audience Development für mehr Diversität im Team, nachzulesen unter:
Auch interessant, die Umfrage Museums’ use of social media.
Sehr spannender und wirklich empfehlenserter Artikel von Tanja Praske: 10 Fragen zu Social Media im Museum: Beziehungspflege & Kommunikation | #Interview
Und musermeku fasst die Diskussion #catcontentalert: Was haben Katzen mit Museen zu tun?“ mit Kulturtussi Anke von Heyl und Vertreterinnen der Historischen Museen der Stadt Hamburg, des Historischen Museums Frankfurt, Museum Burg Posterstein und des Städel Museums hier zusammen.
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