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doris rothauer

Wirkungs-Workshop: Das Museum der Zukunft

Aktualisiert: 18. Jan. 2020

Stellen Sie sich vor, Sie kreieren ein völlig neues Museum und arbeiten ausschliesslich wirkungsorientiert. Welche Auswirkungen hat dieses Setting für die Besucher_inne, für die Gesellschaft, für das Museum? Und welche Rolle spielen Sie dabei?


Wie kommt man vom Umdenken zum Umsetzen? Gemeinsam mit rund 20 Akteur_innen aus dem Museumsbereich haben wir nicht nur Ideen ausgetauscht sondern auch konkrete Zukunfsszenarien entwickelt.

Diese und andere Fragen haben wir in einem Workshop Menschen gestellt, die in einem Bezug zu Museen stehen, sei es als BesucherInnen, sei es als ExpertInnen, sei es als MitarbeiterInnen.

Die Situation: Es ist ein wunderschöner, sonniger Herbsttag, und wir arbeiten in luftiger Höhe im letzten Stock des Büroturmes neben dem Belvedere21 Museum in Wien, von wo aus man einen herrlichen Rundumblick hat.


Der Workshop sollte ganz im Zeichen von Methodenvielfalt stehen, als Angebot an die Teilnehmenden und als Test für uns. Methoden aus dem sozialunternehmerischen Bereich zum Thema Wirkungsorientierung, und Methoden aus dem Designbereich, um Kreativität und Co-Creation zu fördern. Bei letzterem geht es darum, mit potentiellen Anwender_innen zukünftige Szenarien gemeinschaftlich auf Basis von Experiment und Prototyping zu kreieren. Gemeinschaftlich bedeutet, die unterschiedlichen Expertisen und Perspektiven aller Teilnehmer_innen als Expert_innen zu nutzen und einen unmittelbaren Austausch von Ideen und Interessen zu ermöglichen. Zur Unterstützung haben wir uns für Konzeption, Ablauf und Moderation eine Designerin geholt, Kathrina Dankl, die auf die Gestaltung von (sozialen) Prozessen aus der Designperspektive spezialisiert ist.


Was wollen die Museen bewirken? Wer ist mein Publikum? Wann habe ich mich zuletzt mit Kolleg_innen aus anderen Museen ausgetauscht? Wie können wir die Erfolgskriterien für Kultureinrichtungen neu definieren? Diese und viele weitere Fragen diskutierten wir in kleinen Gruppen. Auch wenn die Debatten unterschiedlich verliefen, die Zukunfsmodelle erwiesen sich als gar nicht unähnlich.

Nach einem inhaltlich-methodischen Input zum Thema Wirkungsorientierung, was eine gemeinsame Verständnisbasis ermöglichte, sammelten wir zunächst in einem inversen sowie konstruktiven Brainstorming kritische und positive Aspekte für die Museumsarbeit.


Hier eine Auswahl jener Umstände, unter denen Wirkungsorientierung sicherlich nicht funktioniert:

  • wenn es nur die Vermittlung oder einzelne Abteilungen betrifft,

  • wenn Erfolg nur quantitativ gemessen wird,

  • wenn es keinen Austausch und keine Kommunikation darüber gibt,

  • wenn Zielgruppen nicht differenziert werden,

  • wenn keine Utopien und Visionen bestehen.


Demgegenüber stehen eine Reihe positiver Aspekte bzw. Chancen, unter anderem:

  • Schärfung des Profils,

  • Innovations- und Veränderungspotenzial,

  • Teilhabe an gesellschaftlichen Diskussionen & Entwicklungen,

  • Erweiterung der Zielgruppen,

  • bessere Kenntnis der Zielgruppen,

  • neue Ansätze der Erfolgsmessung (weg von den Besucherzahlen),

  • neue Perspektiven auf eine Sammlung/ veränderte Kriterien des Sammelns,

  • Professionalisierung/ Empowerment nach innen/ Verflachung der Hierarchien,

  • abteilungs- und disziplinenübergreifendes Arbeiten.


Wie wurde das neue Museum visioniert, im Sinne der eingangs gestellten Frage? Dazu gab es spannende Szenarien, Entwürfe, Ideen, die uns alle inspiriert und motiviert haben, für mehr Wirkungsorientierung einzutreten.


Zum Beispiel ein Museum als Organismus, als Plattform statt Zentrale, offen, mit flexiblen Standorten je nach Dringlichkeit, mit einem Führungskollektiv sowie der kuratorischen Verschmelzung von Theorie und Praxis.

Oder ein mobiles Weltverbesserungs-Labor, partizipativ, prozessorientiert, mit bezahlten TeilnehmerInnen und kleinen fixen Wirkungsteams. Ein Heimathafen mit mobilen Einheiten zum Andocken, interdisziplinär - die Zentrale und ihre Wirkungsorte.

Oder das Selbstverständnis als „host“, als „enabler“. Dazu notwendig: eine flache Hierarchie, eine agile Organisation, faire Arbeitsbedingungen, Partizipation als Prinzip.


Die SDGs der UNO erweisen sich als praktische Bezugspunkte wenn es um die Wirkungsorientierung von Museen geht. Besonders wichtig dabei: hochwertige Bildung, weniger Ungleichheiten und Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

Was wir auch abgefragt haben: Welche der 17 SDGs (Sustainable Development Goals der UNO) sind für das Museum der Zukunft relevant bzw. welche können als Handlungsrahmen dienen? Mehrfachnennungen kamen zu:

  • Hochwertige Bildung (SDG 4)

  • Weniger Ungleichheit (SDG 10)

  • Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (SDG 17)


Generell stand nachhaltige Entwicklung als Ziel klar am Ende des Tages, ebenso wie der Wunsch die eigenen Institutionen zu erneuern, Relevanz zu hinterfragen und gleichzeitig zu stärken, durch Vernetzung und Austausch. Das gemeinsame Resumé des gelungenen Workshops zeigte deutlich die Wichtigkeit der Diskussion um das Thema, und welche Kraft gesellschaftlich relevante Fragestellungen erzeugen können.

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