Schon einmal von den SDGs gehört? Das mittlerweile schon recht breit verankerte Kürzel steht für „Sustainable Development Goals“, also nachhaltige Entwicklungsziele, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden, mit dem Ziel einer nachhaltigen Transformation unserer Gesellschaft.
Sie beschränken sich erstmals in der Geschichte der UNO – und das ist ein Paradigmenwechsel - nicht auf eine bestimmte Anzahl von Anliegen, sondern verlangen Fortschritte in allen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung: ökologisch, ökonomisch, sozial, politisch und kulturell.
Neu ist auch das vernetzte Verständnis der Ziele und das Bewusstsein, dass verschiedene Probleme überall und gleichzeitig angegangen werden müssen, und nicht nur regional oder thematisch. Die Verantwortung für die Umsetzung der Ziele liegt dementsprechend auf internationaler Ebene ebenso wie auf nationaler, auf institutioneller Ebene ebenso wie auf individueller. Also bei uns allen und bei jedem von uns!
Hier die 17 Ziele als Liste:
Keine Armut
Kein Hunger
Gesundheit und Wohlergehen
Hochwertige Bildung
Geschlechtergleichstellung
Sauberes Wasser und Sanitärversorgung
Bezahlbare und saubere Energie
Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Industrie, Innovation und Infrastruktur
Weniger Ungleichheiten
Nachhaltige Städte und Gemeinden
Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster
Maßnahmen zum Klimaschutz
Leben unter Wasser
Leben am Land
Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Zu jedem Ziel gibt es mehrere Unterziele und Indikatoren, um den Fortschritt zu messen – insgesamt 169 Ziele und 232 Indikatoren. Das macht die Sache recht komplex. Wer sich durchs Netz surft, findet nicht nur die Ziele und Unterziele in vielfacher Form abrufbar, vom Originaltext bis zu diversen Visualisierungen, sondern auch jede Menge Toolkits, Seminare und Netzwerke, die bei der Umsetzung unterstützen.
Was aber haben die SGDs in unserem Kontext, im Kontext der Wirkungsorientierung von Museen zu tun?
Wir sehen in den SDGs inhaltliche Bezugspunkte für Wirkungsorientierung in Museen – und zwar in jedem Entwicklungsziel, auch wenn das auf den ersten Blick recht weit hergeholt scheint. Sie können als strategischer Bezugsrahmen dienen. Unabhängig von Größe und Art des Museums, unabhängig von Sammlungen, Schwerpunkten in der inhaltlichen Arbeit, von Standort und kulturellem Kontext kann jedes Museum zu ein bis mehreren SDGs etwas beitragen, und kann ein aktiver Mitgestalter, ja sogar Vorreiter sein.
Damit wird auch klar, dass Wirkungsorientierung nicht auf bestimme Bereiche im Museum beschränkt ist, zum Beispiel Vermittlung, oder auf einzelne Projekte, zum Beispiel eine thematische Ausstellung. Wir sehen die Verantwortung umfassender, sowohl nach außen gegenüber BesucherInnen, Stakeholdern, Communities, als auch nach innen, gegenüber MitarbeiterInnen, in der Führung, im Management.
Gleichzeitig bieten die SDGs einen Rahmen, der nicht willkürlich oder individuell gesetzt wird, sondern von einer anerkannten Autorität, die auf allgemeine Akzeptanz und zivilgesellschaftliche Unterstützung stößt. Und das wiederum entspricht der Rolle der Museen und Kulturinstitutionen in der Gesellschaft. Insofern kann ihnen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der SDGs zukommen.
Wir, das Cultural Impact-Team, nehmen uns daher auf diesem Blog vor, unseren Best-Practice-Beispielen und Stories so weit möglich jeweils ein oder mehrere Ziel(e) zuzuordnen, in deren Kontext die Wirkungsorientierung steht, quasi als „Label“. Und wir werden uns dafür einsetzen, Impactorientierung und SDGs in der Bewusstseinsarbeit, der Sichtbarmachung, der Beratung und der Evaluierung verstärkt zu verknüpfen.
Dass wir mit dieser Mission nicht die einzigen sind und die SDGs neuerdings in die Debatte um die Zukunft der Museen Einzug finden, zeigen ganz aktuell Initiativen prominenter Foren wie ICOM International und NEMO Network of European Museum Organisations:
“One institution that is often overseen in discussions on climate change communication is the museum.”
Der norwegische Museumsexperte Morien Rees, Development Advisor im Varanger Museum an der Arktikküste von Norwegen, setzt sich aktiv für eine Neubewertung der Rolle von Museen ein, wenn es um Nachhaltigkeitsthemen geht. Seit September 2018 hat Rees den Vorsitz einer internationalen ICOM-Initiative inne, die als „Working Group on Sustainability“ die Möglichkeiten und Aufgaben fürMuseen untersucht, um einen Beitrag zur Erreichung der 17 SDGs zu leisten. Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppe, der 13 Museumsleute aus Europa, Asien, Australien, Afrika, Südamerika, Kanada und den USA angehören, wurden eben erst bei der ICOM-Konferenz in Kyoto Anfang September präsentiert und in einer Plenary Session unter dem Titel „Curating Sustainable Futures Through Museums“ diskutiert. Wir dürfen gespannt sein auf die Ergebnisse!
Eine weitere Veranstaltung widmet sich heuer im November erstmals im großen Stil der Rolle von Museen als Key Player bei der Erreichung der SDGs: „Museums 2030 – Sharing recipes for a better future“ lautet das Motto der heurigen Jahreskonferenz von NEMO, dem Network of European Museum Organisations, wo explizit der Beitrag der Museen zu jedem der 17 SDGs diskutiert wird. Im Vorfeld der Konferenz stimmt ein eigenes Webinar auf das Thema ein und will Orientierung im SDG-Dschungel bieten.
Ressourcen:
Zivilgesellschaftliche Organisationen aus 15 Mitgliedstaaten setzen sich hier gemeinsam für die Umsetzung der SDGs in ihren Staaten und in der Europäischen Union ein. Auf der Website finden sich auch ein hilfreiches Handbuch zur Umsetzung und Evaluierung sowie weitere hilfreiche Tools und Ressourcen.
SDG Watch Austria ist die zivilgesellschaftliche Plattform für die Verwirklichung der SDGs in Österreich und hat bereits mehr als 150 Mitgliedsorganisationen.
ICOM Arbeitskreis zur Nachhaltigkeit von Museen
NEMO Konferenz 2019 zur Rolle der Museen bei der Erreichung der SDGs
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