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doris rothauer

Ein Innovationsschub?

Eine aktuelle Studie zeigt, wie europäische Museen die Auswirkungen von COVID-19 meistern.


Die aktuelle Gesundheitskrise macht leider auch vor Museen nicht halt. Bis auf wenige Ausnahmen sind EU-weit alle Museen geschlossen. Im digitalen Raum können Museen und ihre Sammlungen jedoch weiterhin sichtbar bleiben – ihre Präsenz ist gerade in schwierigen Zeiten von besonders großer Bedeutung.

Laut offiziellen Statistiken gibt es in Österreich 771 registrierte Museen, in Deutschland sind es knapp 6.800, und auf ganz Europa hochgerechnet liegen die Schätzungen bei rund 20.000 Museen. 650 davon haben sich an einer europaweiten Umfrage des Netwerk of European Museum Organizations (NEMO) zu den Auswirkungen von COVID-19 beteiligt. Mit Ausnahme einiger weniger Häuser in Schweden und Albanien sind alle befragten Museen derzeit geschlossen, mit massiven Auswirkungen auf ihre budgetäre und personelle Situation.

Interessant ist diese Umfrage deswegen, weil sie nicht nur die diesbezüglichen Zahlen erhoben hat, sondern auch Wege und Strategien, mit dieser unvorhersehbaren und dramatischen Situation umzugehen. Aus den Ergebnissen ließe sich durchaus ableiten, dass der Kulturbereich in der Notsituation eine hohe Resilienz und Kreativität entwickelt hat, woraus man nur lernen kann. Und es ließe sich die Hoffnung und Vision ableiten, dass die Museen die Innovationsfähigkeit nach der Krise fortsetzen bzw. weiterentwickeln und nicht zurück zum business as usual gehen. Eine Hoffnung, die auch NEMO mit der Studie verknüpft: „There is no fast track back to normal – rather than making a return to normal our goal, we must learn from this crises in order to respond, mitigate, adapt and integrate.”


Aber schauen wir zunächst auf die Ergebnisse. Hier einige der Highlights:


  • 70% der Museen haben ihre Mitarbeiter mit neuen und anderweitigen Aufgabenbetraut, um Entlassungen und Abbau zu vermeiden.

  • Die Mehrheit davon hat im Home Office weitergearbeitet. Für die interne Kommunikation ist man auf Video Conferencing und Chat Programme umgestiegen.

  • Mehr als 60% der Museen haben ihre online-Präsenz ausgebaut, obwohl nur 13,4% ihre Budgets dafür erhöht haben.

  • 96,4% haben für die Betreuung der online-Präsenz auf die bestehenden Mitarbeiter zurückgegriffen, 69,5% haben dafür die Zuständigkeiten und Aufgaben unter den Mitarbeitern geändert, um die Online-Aktivitäten liefern zu können.

  • Für die Online-Präsenz haben fast alle Museen die sozialen Medien und Hashtags genutzt, mehr denn je, wobei 80% auf Facebook aktiv sind, 20% auf Instagram.

  • Verstärkte Online-Aktivitäten waren und sind nun mehrheitlich virtuelle Führungen, Online Ausstellungen, die Online-Präsentation einzelner Objekte aus der Sammlung, Online-Lernprogramme, Videos, Live-Content, Podcasts, Blogs und Stories, sowie die Zurverfügungstellung von Objekten und Inhalten zur kreativen Betätigung. Viele dieser Aktivitäten werden auch für die Zukunft weiter überlegt und geplant.

Wofür macht sich NEMO stark? Zwei zentrale Empfehlungen aus der Studie lauten:

„New working methods in museum that have been sparked by this crisis should be considered for future, more flexible work methods in the museums in general.“

“NEMO wants museums and stakeholders to acknowledge that the digital museum is not a distant promise or a source of untapped potential, rather that digital cultural heritage and digital engagement has demonstrated its value in the past weeks by bringing people together, encourage creativity, sharing experiences, and offering a virtual space to build ideas together.”


In Österreich sind aktuell noch alle Museen geschlossen. Bald dürfen diese laut Bundesregierung wieder öffnen – allerdings nur unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsvorgaben. Die Museen arbeiten aktuell an der Umsetzung. Viele Fragen stehen noch offen.

Schaut man sich auf den Webseiten anderer Museumsverbände um, wie etwa ICOM International oder die American Alliance of Museums, gehen die Empfehlungen, Berichte, Erfolgsbeispiele oder auch Guidelines in eine ähnliche Richtung. Der rote Faden dabei: Die digitalen Angebote werden jetzt schon als interaktiver, inklusiver und partizipativer bewertet als der physische Museumsbesuch. Und man könnte ergänzen: Vielfach auch humorvoller,spielerischer, experimenteller. Nun gilt es, diese Zugänge und Kriterien nicht nur online fortzuführen, sondern auch für den physischen Museumsbesuch zu übertragen. Was sich derzeit in der Krise zeigt, ist die Chance für ein zukünftiges Umdenken, einen anderen Umgang mit Besuchern, Communities, Stakeholdern, der weg von reiner einseitiger Output- Produktion hin zu einem gemeinschaftlich kreierten gesellschaftlichen Impact geht.

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