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doris rothauer

Trumpismus - Was können Kultureinrichtungen tun?

Aktualisiert: 2. Jan. 2020

Sieben Fragen und viele Antworten.


Wollen Kunstinstitutionen nicht an Legitimität verlieren, dann müssen sie raus aus der Blase. Beziehungsarbeit ist bereits heute ein wichtiger Teil der Museumsarbeit. Foto: Doris Rothauer/MoMA, New York.

Von meinem letzten New York Aufenthalt habe ich einen Neuzugang zur Debatte um die (Wirkungs-)Rolle von Kunstinstitutionen mitgebracht:

„As radical, as mother, as salad, as shelter: What should art institutions do now?“ Herausgegeben von Paper Monument,  einem kleinen New Yorker Avantgarde-Kunstverlag, versammelt die Publikation nicht weniger als 30 Beiträge namhafter amerikanischer Institutionsleiter_innen, Kurator_innen und Künstler_innen. Die Buchpräsentation fand in einem Kunstraum statt, „The 8th Floor“, der auf social art practice fokussiert ist und zur Donald & Shelley Rubin Foundation gehört. Bereits eine Woche vor der Präsentation war die Veranstaltung ausgebucht, und wer es nicht mehr rechtzeitig auf die Teilnehmerliste schaffte, konnte einem livescreening via Facebook folgen – was ich ebenfalls tat.


"Drop the race for biggest building, biggest collection, biggest opening, biggest..."

Warum stellt sich die Frage “What should art institutions do now” derzeit so manifest und warum das große Interesse? Was die Herausgeber in ihrem Vorwort für die US-amerikanische Situation proklamieren, ist durchaus nicht nur auf diese beschränkt:


„The impulse to make this book arose from observing the changing position of the art institution within what is often euphemistically called our current political moment. As became clear following the 2016 US presidential election, the Trumpian agenda involves nothing less than the systemic undermining of progressive social and governmental institutions; so we found ourselves looking at art museums in a different light. What else could they do besides house art (…)? Could the big institutions catch up to their smaller, more nimble peers, and take a more active role in building and strengthening communities around and through contemporary art?”

Die Autor_innen des Bandes fragen: Wie wirken sich die aktuellen politischen Veränderungen auf Kunsteinrichtungen aus? Welche Rolle und welche Haltungen können/sollen Museen einnehmen?

Sieben Fragen sind es, die das Buch und die Beiträge leiten und strukturieren:


  1. In light of recent political shifts across the globe, have you sensed a change in the position of the art institution vis-à-vis political activism?

  2. Can art institutions go from being an object of critique to a site for organizing? How?

  3. Should the art institution play this kind of role? What other roles can or should it play?

  4. What other institutions, curators, or publics do you look to in formulating your own institution´s position?

  5. Recent controversies over curatorial choices have foregrounded the different ways in which institutions envision their audiences. Is this process changing?

  6. How can an institution address the dichotomy between art as entertainment and art as political inquiry?

  7. How can art institutions be better?


Bei aller Unterschiedlichkeit der Beitragenden und Antworten gibt es doch in einigen Punkten eine bemerkenswerte Übereinstimmung – und die knüpft stark an Fragen der Wirkungsorientierung, nach innen wie nach außen, an:


  • Die politischen und sozialen Umwälzungen in der Welt gehen auch an Kunstinstitutionen nicht spurlos vorbei und erfordern die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Identität (inklusive der Vergangenheit), der Mission, den Werten und Haltungen, für die man steht oder stehen will.

  • Die Dichotomie zwischen Entertainment und Aktivismus ist nur eine scheinbare, Kunst & Kunstinstitutionen können und sollen viele Rollen und Nuancen einnehmen, solange sie sich ihrer Verantwortung und Wirkung bewusst und treu bleiben.

  • Institutionen bestehen aus Menschen, Erwartungshaltungen an „die Institution“ gehen daher ins Leere. Es ist eine interne Aufgabe jeder Kunstinstitution, das Potenzial aller MitarbeiterInnen voll auszuschöpfen, deren Diversität anzuerkennen, internen Diskurs zu fördern, und ihre Werte und Haltungen mit der Mission in Einklang zu bringen.

  • Kunstinstitutionen können und dürfen nicht in einer Blase agieren, sondern nur mit und in der sie umgebenden Community. Vielfachnennungen wie community engagement, community organizing, a place for gathering, for civic discourse, for participation machen eindeutig die Beziehungsarbeit klar, die die Wirkung institutioneller Arbeit erfordert.  


Die Buchpräsentation von „What should art institutions do now“ fand im Kunstraum „The 8th Floor“ statt, der sich der social art practice verschrieben hat und zur Shelley & Donald Rubin Foundation gehört. Photo courtesy of the Shelley & Donald Rubin Foundation

Was können Kunstinstitutionen besser machen? Meine Favoriten:

  • „Drop the race for biggest building, biggest collection, biggest opening, biggest ad“ - Regine Basha

  • “Be what and who you say you are, even on the toughest days" - Laura Raicovich

  • “Be more human. Smash the pyramid, work collaboratively" - Kristan Kennedy

  • “Understand that people are their DNA, that if they are more diverse and inclusive it will open up their institutional perspectives" - Zachary Cahill

  • “Maintain space for mistakes to happen. When they happen, we should own them, be prepared to facilitate dialogue, and continue to listen because culture never stops changing" - Sara Reisman

  • "Come up with solutions that will help us reimagine what the role of art should be in every institution, not simply in art institutions (..) Art has to exist everywhere” - Pablo Helguera

Service: Mehr Informationen zum Buch "As Radical, As Mother, As Salad, As Shelter: What Should Art Institutions Do Now?" findest du hier: Paper Monument


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